"Und Du sollst eine Zeit in der Vergangenheit wählen,
als Du noch ein sehr, sehr kleines Mädchen warst.
Und meine Stimme wird mit Dir gehen.
Und meine Stimme wird zur Stimme deiner Eltern,
deiner Nachbarn, deiner Freunde und Schulkamaraden,
der Spielkamaraden und der Lehrer werden.
Und ich möchte, dass Du
dich selbst im Klassenzimmer sitzend wiederfindest,
ein kleines Mädchen, das über irgendwas sehr glücklich ist,
etwas, was vor langer Zeit geschah
und was Du schon vor langer Zeit vergessen hast."
Milton H. Erickson
Moderne Hypnose fast jene Arbeitsformen zusammen, die das vorhandene Wissen über die Wirkung von Trance und Suggestion nutzlich macht.
Die moderne analytische Hypnose wurde stark durch Milton H. Erickson geprägt.
Bei der Hypnose nach Erickson handelt es sich um eine kommunikative Kooperation von Hypnotiseur und Klient, wobei der Hypnosespezialistz dem Klienten hilft, in eine hypnotische Trance zu gelangen, um diesen Zustand für die Veränderungsarbeit zu nutzen.
Im Tiefenentspannungszustand steht die vom Bewusstsein des Klienten ausgeübte Kontrolle mehr im Hintergrund, dadurch werden die Zugänge zu unbewussten Prozessen geöffnet.
Der Hypnosespezialist nutzt unter anderem Metaphern, Sprachbilder, Analogien und Wortspiele, um beim Klienten in Trance neue Ideen und Lösungsmöglichkeiten für seine Probleme anzuregen.
Die Kontrolle darüber, welche dieser Ideen angenommen wird, und wie sie genutzt sein kann, bleibt dabei vollkommen beim Klienten.
Der Hauptbegründer der modernen Hypnose unserer Zeit war Dr. Milton H. Erickson, der innovative Anwendungen der Hypnose mit einem wirklich einzigartigen Ansatz entwickelte – mit Kooperation.
Der Kooperationsansatz betont, dass Trance immer als Beziehungsform von Hypnotiseur und Klient auftritt, an der Hypnotiseur und Klient als autonome Systeme teilnehmen, die gemeinschaftlich zusammenwirken. In Rahmen des kooperativen hypnotischen Ansatzes haben der Hypnotiseur und der Klient verschiedene Aufgaben.
Hypnose hat primär das Ergebnis einer Situation zu sein, in welcher interpersonelle und intrapersonelle Beziehungen auf konstruktive Weise entwickelt werden, um dem Zweck sowohl des Hypnotherapeuten als auch des Klienten zu dienen. Das kann nicht geschehen, solange man sich an rigide Prozeduren oder fixierte Methoden hält oder bestrebt ist, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Die Komplexität menschlichen Verhaltens und seiner zugrunde liegenden Motivationen macht eine Erkenntnis der Vielfalt von Faktoren nötig, die sich in jeder Situation zwischen zwei Personen ergeben, die etwas gemeinsam tun.* (1952, in Rossi 1980a, S. 166–167)
Der kooperative Ansatz der Hypnose entsteht aus einer Triade, in der alle Beteiligten - der Hypnosespezialist, der Klient und die Beziehung zwischen denen – als autonome Systeme gemeinschaftlich zusammenwirken. Trance tritt immer als Beziehungskonzept auf, in dem alle Akteure als voneinander unabhängig betrachtet werden sollen.
Was immer der Part der Hypnotiseur sein mag, zur Rolle des Klientenn gehört der größere Anteil aktiven Handelns – eines Handelns, das sich herleitet von den Begabungen, dem Lernen und der Erfahrungsgeschichte der ganzen Persönlichkeit. Der Hypnotiseur kann nur führen, lenken, supervidieren und für die Gelegenheit sorgen, dass der Klient die produktive Arbeit tun kann. * (Erickson 1952, in Rossi 1980a, S. 167).
Weitere Ideen, die dem Ericksonischen Ansatz zugrunde liegen, sind: Jede Person ist einzigartig und hat eigene Entwicklungsressourcen; Hypnose ist ein erlebnisvoller Prozess, bei dem Ideen ausgetauscht werden; Trance ist ein natürliches Phänomen usw.
Jede Person ist einzigartig.
Die Eigenschaft Milton Ericksons, die Einzigartigkeit jeder Person in die Wirklichkeit umzusetzen, scheint zum Teil aus seiner eigenen Einzigartigkeit hervorgegangen zu sein. Er lernte seine eigenen Besonderheiten – neben anderen z.B. seine Farbenblindheit, zweimalige Erkrankung an Kinderlähmung, Unfähigkeit Tonhöhen zu unterscheiden, eine Lese-Rechtschreib-Schwäche – als besondere Eigenschaften zu schätzen, die es ihm ermöglichten, Freude am Leben zu haben.
Hypnose ist ein erlebnisvoller Prozess, bei dem Ideen ausgetauscht werden.
Eine Idee ist eine Unterscheidung, „ein Unterschied, der einen Unterschied macht.“ Eine Person ist immer von verschiedenen Vorstellungen in Anspruch genommen worden . Wirksame hypnotische Suggestionen und Ideen aktivieren besondere, bereits im Horizont der Selbstidentifikation und der Selbstanerkennung liegende Eigenschaften des Klienten.
Die Aufgabe der modernen Hypnose besteht darin, jene absorbierenden Vorstellungen herauszufinden und sie als Grundlage der hypnotischen Entwicklung nutzbar zu machen. Auf diesem Weg kann der Klient am ehesten seine Ziele erreichen.
Jede Person hat Entwicklungsressourcen, und die hypnotische Trance stärkt und erweitert diese Ressourcen.
Die Tatsache, dass jede Person weit mehr Fähigkeiten und Talente hat, als ihr bewusst ist, ist bekannt. Daraus folgt, dass jeder Einzelne genügend Ressourcen hat, um sein Leben glücklich und für sich befriedigend gestalten zu können; allerdings sind viele dieser Ressourcen vom aktuellen Leben des Menschen abgespalten.
Der Hypnosespezialist versucht nicht, dem Klienten zusätzlich etwas zu vermitteln, was nicht im Bereich seiner Möglichkeiten liegt, sondern unterstützt ihn dabei zu lernen, wie er die Fähigkeiten und Ressourcen nutzbar machen knn, die er bereits besitzt, wie er die bestehenden Talente belebt und verfügbar macht.
Ein Hauptvorteil der hypnotischen Trance besteht darin, dass sie eine Person von rigiden Haltungen lösen und dadurch eine Neustrukturierung des Selbst-Systems ermöglichen kann.
Personen, die Probleme haben, sind auf einige gleichbleibende Verarbeitungsstrukturen fixiert, d.h. ihre bewussten Prozesse verselbstständigen sich in endlosen Kreisen. Das wiederholte dissoziierte Verhalten sowie Körperhaltung, verbale Äußerungen, begleitende Erinnerungen, Denkweisen und Handlungen sind sichtbar. Eine solche Fixierung lässt eine flexible Anpassung an wechselnde Bedürfnisse und Situationen nicht zu. Sie garantiert stattdessen immer wieder das gleiche unerwünschte Ergebnis.
Die Trance stärkt und erweitert folglich die Ressourcen, die für eine tiefe Veränderung gebraucht werden.
Trance ist ein natürliches Phänomen.
Tranceerfahrungen sind auf keine Weise künstlich; sie ähneln Prozessen, denen wir in unserem täglichen Leben ununterbrochen begegnen: beim Lesen eines fesselnden Romans, im Kino, beim Verliebtsein, beim Tagträumen.
Was die Trance aber von täglichen Lebenserlebnissen unterscheidet, ist, dass die Prozesse intensiviert und für besondere Zwecke über längere Zeit ausgedehnt erlebt werden.
Welche Verhaltensweisen kann man in Hypnose zeigen? Es gibt wirklich kein Verhalten, das man nur im hypnotisierten Zustand und nicht auch im normalen, alltäglichen Wachzustand ausführen könnte. Hypnose bietet den Vorteil, dass man jenes Verhalten, das im normalen Alltagsleben plötzlich auftaucht, zu kontrollieren, zulenken und auszudehnen kann.
Das beste Beispiel ist vielleicht die Amnesie. Würde ich jemanden darum bitten, etwas Bestimmtes zu vergessen, so hätten Sie in ihrem normalen Wachzustand große Schwierigkeiten, das zu tun. Aber wie oft wurden Sie jemandem vorgestellt und man hat Ihnen den Nahmen der Person genannt; Sie haben den Namen wiederholt und dem Betreffenden die Hand gegeben, wobei Sie fest entschlossen waren, sich den Namen zu merken, und im Moment, wo Sie die Hand loslassen, vergessen Sie den Namen.
Augenblickliches Vergessen trotz aller gegenteiligen Absichten ist in normalen Wachzustand genauso leicht wie im hypnotischen Zustand. Und in diesem Sinn gebrauchen Sie Hypnose dazu, Menschen zu bitten, wie im normalen Alltagsleben zu funktionieren, dies aber zu einer bestimmten Zeit oder für eine bestimmte Dauer zu tun. Sie bitten Sie darum, ihre Fähigkeiten und das, was sie durch ihr Erleben gelernt haben, auf eine Weise zu nutzen, die sie früher nicht kannten ...
"Die meisten von uns wissen nicht wirklich, was wir zu tun fähig sind." (Rossi, Ryan, Sharp 1983, S. 183).
Der Fakt, dass Trance natürlich ist, macht sie zum idealen Kontext, in dem eine Person tiefe systemische Veränderungen einführen kann. Sie kann der Achtung oder der Ächtung des Selbst dienen, weil Trance ganz natürlich ist.
Der hypnotische Ansatz nach Milton Erickson ist eher auf Anpassung der Lebensweise als auf die Korrektur von Fehlern ausgerichtet.
Diese Konzeption bedeutet, dass die Entwicklung des Individuums ein natürlicher biologischer Verlauf der persönlichen Evolution ist.
Die Zukunft bringt viele mögliche Wege zur weiteren Selbstentwicklung, die Gegenwart bietet dagegen ausreichende Möglichkeiten für neues Lernen.
Die Lernerfahrungen, Probleme und Fehler dienen als Erfahrungen, die unseren Entwicklungsprozess als natürlicher Katalysator begleiten.
„...ein biologischer Plan von großartigen Dimensionen... ist in unsere Gene eingebaut.
Der Plan ist flexibel genug für die Anpassung an eine unendliche Anzahl von Variablen...
Entwicklung heißt lernen, dieses geradlinige System in uns entlangzugehen.
Wie es für jede Fertigkeit natürlich ist, ist unser Gehen zunächst ungelenk.
Wir taumeln herum, stolpern und fallen.
Solange wir diese gerade Entwicklungslinie nicht aus dem Auge verlieren, solange wir auf sie ausgerichtet bleiben, taumeln und stürzen wir nur gelegentlich.
Alles entfaltet sich dann zur rechten Zeit, und Schwankungen und weite Abweichungen werden unbedeutend...“
(Pearce, 1981, S. 92)
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